Tag 06 – Von Göttingen ins Werra-Suhl-Tal

Die letzten Tage steckten mir spürbar in den Knochen. Schon morgens merkte ich, dass die Beine heute nicht mehr so frisch waren wie zu Beginn der Tour. Die Strecke von Göttingen ins Werra-Suhl-Tal verlangte mir deshalb einiges ab.

Mittags kehrte ich in Sooden-Allendorf ein – und, was sonst: es gab wieder Schnitzel. Genau die richtige Stärkung, bevor es in die nächste Welle von Steigungen ging. Einige Anstiege hatten es so sehr in sich, dass ich absteigen und schieben musste. Nicht elegant, aber ehrlich – und am Ende zählt nur, dass man oben ankommt.

Ein besonderer Moment: der Weg führte am geographischen Mittelpunkt Deutschlands vorbei. Der Punkt lag allerdings nicht auf einer idyllischen Route, sondern an einer stark befahrenen Hauptstraße, die ich mühsam hochkraxeln musste. Oben angekommen folgte dann aber die Belohnung: kilometerlang nur bergab, rollen lassen und durchatmen.

Am Nachmittag fuhr ich ein gutes Stück entlang der Werra. Mal auf hessischer Seite, mal auf thüringischer Seite – von der einstigen deutsch-deutschen Grenze war hier nichts mehr zu spüren. Nur Flusslandschaft, Radweg und die Freiheit, einfach hinüberzurollen. Ein schönes Symbol, wie sehr sich die Dinge verändert haben.

Überhaupt: Dieser Tag war landschaftlich einer der schönsten Abschnitte der Tour bisher – Flüsse, Wälder, Hügel, und immer wieder weite Blicke in die Natur.

Zwei symbolische Etappenpunkte markierten den Tag: Zum einen diese Fahrt an der Werra entlang, zum anderen die Hälfte meiner gesamten Tour, die ich gegen 15 Uhr überschritt – ein kleines inneres Feuerwerk, das alle Müdigkeit für einen Moment vergessen ließ.

Am Abend kehrte ich in eine Pizzeria ein – nicht gerade einladend, aber zweckmäßig. Alte, rustikale Eichenmöbel, und ich war der einzige Gast, der vor Ort aß. Auf dem Teller: Nudeln mit Dönerfleisch, eine etwas kuriose, aber sättigende Mischung. Währenddessen wurde draußen die Straße mit lautem Gehämmer und Dampfwalze erneuert – pünktlich mit meinem letzten Bissen war auch die Baustelle fertig.

Zurück im Campingplatz fiel ich müde ins Bett. Doch die Ruhe wollte sich nicht einstellen: draußen lief noch eine Disco mit Party bis tief in die Nacht. Irgendwann zog dann Nebel über die Felder, und am frühen Morgen wachte ich unausweichlich auf.

So endete ein Tag, der alles hatte: Steigungen, Symbolik, kurioses Essen, Lärm, Nebel – und eine Landschaft, die zu den schönsten Momenten meiner Tour zählt.