Der Wecker klingelte früh – sehr früh. Kilometer machen stand heute auf dem Plan, und der Weg sollte mich über Füssen bis nach Bach im Lechtal bringen. Ein schneller Kaffee zum Start, dann noch eine kleine Improvisationseinlage: Mit Händen und Füßen versuchte ich einem Italiener zu helfen, dessen Handy-Ladeanschluss Probleme machte.
Mir war klar: es würde heute beständig, wenn auch sanft, bergauf gehen. Die ersten Kilometer liefen flott, und schon bald stimmte ich mich mit meinem Bruder ab: Mittagessen in Füssen mit ihm und seiner Familie. Klingt entspannt, dachte ich – zumal ich glaubte, ab Füssen sei es ja nicht mehr allzu weit.
Die Landschaft unterwegs zeigte sich wieder von ihrer besten Seite, kleine Stopps zum Durchschnaufen lohnten sich allemal. In Füssen ging es dann ins Restaurant, wo ich meinen Bruder samt Familie traf. Auf dem Teller lag ein deftiger Leberkäs mit Spiegelei, dazu bestellten wir uns ein Bier und stießen aufs Wiedersehen an. Wir haben uns alle gefreut, uns an diesem besonderen Ort zu sehen – für mich ein richtiger Motivationsschub mitten in der Tour.
Noch ein wichtiger Stopp in Füssen: Ich kaufte mir einen kleinen Rucksack in knalliger Hawaii-Optik für einen Zehner. Nicht gerade stilecht, aber absolut funktional – die Satteltaschen meines Rads konnte ich unmöglich mit auf den Berg schleppen.
Der zweite Teil des Tages zog sich. Der Weg durchs Lechtal war wunderschön – mit unzähligen Brücken, glitzerndem Fluss und Abschnitten durch Weidegebiete. Dort standen Rinder plötzlich mitten auf dem Radweg, und ich hatte ordentlich Respekt vor diesen massigen Tieren, die mir stur ihr Hinterteil entgegenstreckten und nicht daran dachten, Platz zu machen.
Am Abend erreichte ich schließlich Bach – ein kleines Dorf in Tirol, mitten im oberen Lechtal. Ich hatte mich bewusst für die südliche Annäherung ans Haldenwanger Eck über die österreichische Seite entschieden, weil ich so mit dem Rad möglichst nah an mein Ziel herankommen konnte.
Die Uhr zeigte kurz vor 20 Uhr, und in den Beinen steckten am Ende stolze 140 Kilometer. Ein bisschen Angst vor dem, was mich am nächsten Tag erwarten würde, kam schon auf. Aber die Zufriedenheit überwog: Nur noch 31,5 Kilometer bis zum Haldenwanger Eck – das Ziel war zum Greifen nah. Am Abend sortierte ich in meinem Hotel in Bach alles gewissenhaft zurecht: Proviant, Regenjacke, Wasser – und natürlich den neuen Hawaii-Rucksack. Alles war bereit für das Grand Final am nächsten Tag.